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Warum Sie Hotelzimmer barrierefrei planen sollten
Zu einer attraktiven Hotelgestaltung gehört es nicht nur, auf ein unverwechselbares Wohlfühlambiente zu achten. Zwar ist es wichtig, für Gäste einen Ort zum Wohlfühlen zu schaffen. Doch dazu gehört heute auch immer mehr das Thema Barrierefreiheit. In größeren Häusern ist es sogar Pflicht, mindestens ein barrierefreies Zimmer anzubieten. Barrierefreies Bauen wird demnach auch im Hotelbereich immer wichtiger. Erfahren Sie, wieso Barrierefreiheit ein wichtiger Bestandteil von Hotelkonzepten für die Zukunft sein sollte.
Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen – etwa RollstuhlfahrerInnen – sind auf barrierefreie Hotels oder rollstuhlgerechte Hotels angewiesen. PlanerInnen sowie ArchitektInnen sollten dabei nicht nur das Hotelzimmer barrierefrei planen, sondern auch bei der Planung des gesamten Hotelbaus auf Barrierefreiheit achten. Zahllose Stufen ohne Aufzug, steilere Anstiege oder Parkplätze, die nicht nahtlos mit dem Hotelgebäude verbunden sind, werden sonst schnell zu unüberwindbaren Hürden. Kornelia Grundmann, Inhaberin von gabana, die Agentur für Barrierefreiheit, hat in ihrem Interview mit HEWI bereits erläutert, worauf es in Hotels dabei besonders ankommt. Doch es gibt auch gesetzliche Vorgaben, an die sich Hotels halten müssen.
Hotelzimmer barrierefrei planen: Zielvereinbarungen für Hotels und Gastronomie
Bereits im Jahr 2005 unterzeichneten sowohl der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) als auch der Hotelverband Deutschland (IHA) in Zusammenarbeit mit Behindertenverbänden die Zielvereinbarung zur Barrierefreiheit. Diese ist seitdem deutschlandweit gültig. Sie setzt bundesweit einheitliche Standards fest, wenn es um die Erfassung, Bewertung sowie die Darstellung barrierefreier Angebote geht. Diese sollen Menschen mit Beeinträchtigungen helfen, sich einfacher zurechtzufinden. Fünf Jahre später erweiterte der Verband die Zielvereinbarung. Sie beinhaltet Mindeststandards für die Kategorisierung (A, B, C, D, E) barrierefreier Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe in Deutschland. Darüber hinaus ist in der Muster-Beherbergungsstättenverordnung MBeVO festgelegt, dass mindestens zehn Prozent der Gastbetten in Beherbergungsräumen so gestaltet sein müssen, dass sie barrierefrei nutzbaren Wohnräumen entsprechen. Bei einer Größe von mehr als 60 Betten muss ein Doppelzimmer inklusive Bad rollstuhltauglich sein.
Barrierefreie Anreise ins Hotel
Damit die Anreise bereits möglichst ohne Barrieren verläuft, sind PKW-Stellplätze mit einer Abmessung von 350 x 500 cm Pflicht. Ebenso muss den Gästen möglich sein, barrierefrei ins Hotel zu gelangen. Dafür sind entweder eine Rampe, ein stufenloser Zugang oder ein Aufzug mit einer Mindestfläche von 110 x 140 cm nötig. Ebenso möglich sind alternativ Hublift oder Treppenplattformlift, welche aber 80 x 80 cm groß sein sollten. Rotations- oder Karusselltüren sind für Menschen mit Beeinträchtigungen – insbesondere RollstuhlfahrerInnen – nicht problemlos nutzbar. Als ArchitektIn oder PlanerIn sollten Sie deshalb auf andere Türalternativen zurückgreifen. Gibt es als Zugang zum Hotel eine Rampe, so sollte deren Steigung nicht mehr als sechs Prozent betragen. Zudem sollte sie mindestens 120 cm breit sein.
Welche Vorschriften gibt es, um ein Hotelzimmer barrierefrei zu gestalten?
Neben den Mindeststandards, die die Branche sich selbst auferlegt hat, gibt es aber auch noch gesetzliche Regelungen. Das barrierefreie Bauen wird durch die DIN-Normen 18040-1 und 18040-2 definiert. Diese umfassen sowohl die Anforderungen von Menschen mit Geheinschränkungen als auch sensorisch eingeschränkte Personen. Auch im barrierefreien Hotelzimmer Grundriss ist es ratsam, sich an den DIN-Normen zu orientieren. Die Klassifizierungen der Verbände sind weitgehend im Einklang mit den Normen. Im Wesentlichen betrifft die Barrierefreiheit im Hotel folgende Areale:
- Zugänge
Eingang, Zimmer oder der Speiseraum müssen für RollstuhlfahrerInnen zugänglich sein. Dies ist möglich durch Zugänge auf einer Ebene (stufenlos), Rampen mit einer geringen Neigung (maximal sechs Grad) sowie Aufzügen.
Grundsätzlich gibt es für alkoholausschenkende Gaststätten eine Pflicht, öffentliche Toiletten bereitzustellen. Dasselbe gilt für Hotels mit Restaurantbetrieb. Die DIN 18040 für barrierefreies Bauen kann hierbei ebenfalls Anwendung finden. Das Bereitstellen einer barrierefreien Toilette ist sehr empfehlenswert, sodass Gäste nicht jedes Mal ihr Zimmer aufsuchen müssen.
- Aufzüge
Aufzüge müssen stufenlos erreichbar sein und benötigen einen Aktionsradius von mindestens 150 x 150 cm. Weitere Bestimmungen sind eine Eingangstür von mindestens 90 cm, einer Kabinenbreite von mindestens 110 cm sowie einer -tiefe von mindestens 140 cm. Die Bedienelemente sollten horizontal angeordnet sein.
- Rezeption
An einer Stelle ist der Rezeptionstisch mindestens 85 cm hoch.
- Türen
Alle Türen benötigen eine Breite von mindestens 90 cm.
- Flure
Alle für die Gäste relevanten Bereiche müssen über einen Flur zugänglich sein, der mindestens 150 cm breit ist.
- Zimmer
Auch im Zimmer benötigt es eine Durchgangsbreite von 90 cm. Zudem müssen Sie großzügige Bewegungsflächen einplanen. Vor dem Sanitärraum und vor dem Durchgang zu einer Längsseite des Bettes mindestens 50 x 150 cm, an einer Längsseite des Bettes mindestens 150 cm Breite und neben der Einrichtung und Bedienelementen mindestens 120 cm Platz.
- Sanitärräume (Waschbecken, Toiletten, Duschen)
Im Bad sind ebenfalls großzügige Bewegungsflächen nötig – vor dem Waschbecken und der Toilette sowie in der Dusche mindestens 150 x 150 cm. Rechts und links bzw. alternierend rechts oder links bei mehreren verfügbaren Zimmern neben der Toilette sind mindestens 95 cm Breite sowie 70 cm Tiefe nötig. Als Hotelbadausstattung empfehlen sich Stützklappgriffe, barrierefreie Waschtische und Duschsitze.
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Design und Komfort: Hotelzimmer barrierefrei gestalten
Trotz der DIN-Anforderungen, die es umzusetzen gilt, müssen sich Barrierefreiheit, Komfort und Design nicht ausschließen – ganz im Gegenteil. Bei HEWI werden diese Themen zu einer festen Einheit. Mobile Lösungen von HEWI erlauben es, das barrierefreie Hotelzimmer ganz an die Bedürfnisse der Nutzenden anzupassen. System 900 beispielsweise passt sich flexibel an. Dank mobiler Duschsitze und Stützklappgriffe können Hotels jeden Raum binnen weniger Sekunden in ein barrierefreies Hotelzimmer umbauen. Ist die mobile Lösung nicht mehr nötig, verschwindet sie dezent hinter einer Abdeckung der Montageplatte.
Tipps zur Planung von barrierefreien Duschen und Waschtischen finden Sie in unseren jeweiligen MAG-Artikeln. Die Beispiele für öffentliche Sanitärräume enthalten auch wichtige Tipps für die Hotelzimmergestaltung.
Best Practice: Barrierefreiheit im Design-Hotel
Das Hotelzimmer barrierefrei zu gestalten, bringt zahlreiche Vorteile für die BesucherInnen mit sich. Ein Zimmer im Universal Design ist für jeden Gast nutzbar – ob mit körperlicher Einschränkung oder ohne. Planen Sie Hotelzimmer barrierefrei, verbringen Menschen mit Handicap ihren Aufenthalt ohne Einschränkungen. Finden sie dann auch noch ein besonders attraktiv gestaltetes Zimmer vor, dann steigert dies das Wohlbefinden. Wie gut Barrierefreiheit und schönes Design im Einklang stehen, zeigt auch das Lighthouse Hotel & Spa in Büsum. Die Produkte von System 900 ergänzen das Industriedesign des Hotels – mit seinem roten Backstein und mattschwarzen Elementen im Innendesign. Mehr zu dieser Referenz finden Sie hier.
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