HEWI MAG / sanitär
Den Nachwuchs in der SHK-Branche fördern
Interview mit HEWI badplus Partner Kai Preuß
Bereits seit 1999 ist Kai Preuß für die Frondorf Systemtechnik GmbH tätig, seit sechs Jahren hält er die Abteilungsleitung für den Bereich Bad inne. Frondorf ist seit 2016 badplus Partner von HEWI. Welche Herausforderungen HandwerkerInnen zurzeit zu meistern haben und wie diese zu lösen sind, verrät er im Interview mit HEWI.
HEWI: Vielen Dank Herr Preuß, dass Sie sich die Zeit für ein Interview mit uns nehmen. Stellen Sie sich doch bitte zu Beginn kurz für unsere LeserInnen vor.
Kai Preuß: Gerne! Mein Name ist Kai Preuß und ich bin seit meiner Ausbildung im Jahr 1996 im Bereich SHK-tätig. Seitdem arbeite ich für die Frondorf Systemtechnik GmbH in Alzey. In unserem Unternehmen sind zurzeit circa 100 Mitarbeitende tätig. Wir kümmern uns schwerpunktmäßig um Heizung, Sanitär, Elektro sowie Kälte-Klima-Technik. Im Bereich Sanitär erhalten unsere KundInnen alles aus einer Hand: Von der Elektroinstallation, über die Fliesen bis hin zu den Sanitär-Produkten können sie bei uns das Bad komplett renovieren oder bauen lassen. Dafür arbeiten wir eng mit PartnerInnen zusammen.
HEWI: Vielen Dank! Welches Thema beschäftigt die SHK-Branche zurzeit Ihrer Meinung nach am meisten?
Kai Preuß: Eine große Herausforderung zurzeit ist das Thema Heizungsmodernisierung und die Förderungen, die damit zusammenhängen. PV-Anlagen, Elektro-Speicher & Co. beschäftigen zurzeit viele Unternehmen der SHK-Branche. Von KollegInnen habe ich bereits gehört, dass sie Bäder nicht mehr umsetzen können, weil das Thema Heizungen im Vordergrund steht. Im Bereich Bad haben wir gerade insbesondere mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen, vor allem im Sanitär- und Fliesenmarkt.
HEWI: Wie schätzen Sie die Situation ein: Hat das Handwerk – insbesondere für jüngere Menschen – als Beruf an Attraktivität verloren?
Kai Preuß: An Attraktivität verloren würde ich nicht unbedingt sagen. Aber ich kann da natürlich nur aus unserer Perspektive sprechen. Wir gestalten unsere Ausbildungen beispielsweise recht modern. Unsere Kundendienst- und Projekttechniker erhalten sehr viel technische Ausstattungen, wie etwa iPad oder Laptops. Dennoch muss ich sagen, dass körperliche harte Arbeit sicherlich nicht jedermanns Sache ist. Das Problem ist vielleicht, dass viele junge Menschen noch gar nicht genau wissen, wo sie beruflich einmal hinmöchten. Es ist heute nicht mehr unbedingt üblich, eine Ausbildung zu machen und dann das gesamte Berufsleben in diesem Job zu bleiben. Für uns als Unternehmen ist es daher wichtig, dass wir insbesondere jungen Menschen eine Perspektive schaffen. Wo können sie sich – auch nach dem Gesellenbrief – hin entwickeln? Wir zeigen ihnen auf, welche Perspektiven es dafür in unserem Unternehmen gibt. Wir sind für einen SHK-Betrieb relativ groß, sodass es hier viele verschiedene Entwicklungsmöglichkeiten gibt.
HEWI: Hat der Beruf des Handwerkers heute einen anderen Stellenwert als noch vor 20-25 Jahren?
Kai Preuß: Nun, vor knapp 25 Jahren war ich ja selbst erst Berufsanfänger. Aber ich weiß – auch durch Erzählungen von früher – dass HandwerkerInnen einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft hatten. Mein Senior-Chef hat mir das oft erzählt. Vor allem in den 70er und 80er Jahren konnte man im Handwerksberuf sehr gut verdienen. Andererseits gibt es heute noch viele KundInnen, die unsere Arbeit zu schätzen wissen. Nichtsdestotrotz: Obwohl sie vom Fachkräftemangel wissen, sind viele KundInnen nicht bereit, beispielsweise unsere Azubis mitzubezahlen. Ein Azubi benötigt für eine Arbeit etwas länger als ein/e GesellIn. Dann erklären wir unseren KundInnen gerne, dass wir die jungen Leute im Handwerk brauchen. Sonst gibt es bald niemanden mehr, der ihre Bäder saniert. Und in der Regel gibt es dafür dann auch Verständnis.
HEWI: Was macht der Beruf des Handwerkers Ihrer Meinung nach aus?
Kai Preuß: Für viele HandwerkerInnen ist sicherlich das Erfüllende an ihrem Job, das fertige Endergebnis zu sehen. Natürlich ist es nie schön, ein altes Bad rauszureißen und die Rohmontage zu machen. Aber am Ende sieht man das, was man in den letzten Tagen geschaffen hat. Die HandwerkerInnen vor Ort sind jeden Tag an der Basis. Es ist für sie ein gutes Gefühl, unsere KundInnen zufrieden zu sehen und für sie etwas Gutes zu tun. Hinter jeder Badrenovierung oder -neugestaltung steht eine Geschichte. Nicht immer geht es darum, das Bad aus optischen Gründen umzugestalten. Oftmals müssen sich Menschen aus gesundheitlichen Gründen dazu entscheiden, ihr Bad barrierefrei renovieren zu lassen. Dadurch können sie aber oftmals noch viel länger zuhause wohnen bleiben, sodass sie selbstständig bleiben. Das ist vielen unserer KundInnen sehr wichtig. Unser Ziel ist es, dass sich die Menschen in ihrem Bad wohlfühlen und glücklich sind. Und das ist für viele unserer Mitarbeitenden einer der wesentlichen Gründe, wieso sie im Handwerk tätig sind.
HEWI: Und wie zukunftssicher ist der Job?
Kai Preuß: Ich würde sagen, dass die Situation zurzeit recht gut aussieht. Wir haben es ja im Moment mit einem Fachkräftemangel zu tun. Das spüren wir im Handwerk recht deutlich. Wer sich heute für diesen Beruf entscheidet, wird künftig definitiv erst einmal nicht arbeitslos sein. Allerdings hängt unser Job auch stark von der Baubranche ab. Es kommt darauf an, wie sich das Ganze entwickelt: Zurzeit steigen die Zinsen, die Lage zwischen Ukraine und Russland ist weiterhin mehr als angespannt. Wenn die Baubranche zum Erliegen kommt, wird das natürlich auch uns treffen. Wenn es aber weiter so läuft, wie bisher, dann ist der Beruf des Handwerkers sehr zukunftssicher. Meiner Ansicht nach ist es aber wichtig, dass die Gehälter auf ein höheres Niveau steigen. HandwerkerInnen müssen nicht nur mit den Arbeitsbedingungen, sondern auch mit ihrem Lohn zufrieden sein und ihre Familie ernähren können.
HEWI: Wie wichtig ist es, dass man sich in der SHK-Branche offen gegenüber neuen Innovationen zeigt?
Kai Preuß: Definitiv sehr wichtig. Unternehmen unserer Branche sollten ständig prüfen, wie sie sich weiterentwickeln können. Bei Frondorf machen wir das regelmäßig. Es ist wichtig, für sich selbst zu reflektieren: Ist diese technische Entwicklung etwas für uns? Ist es etwas, wovon unsere KundInnen profitieren? Es gibt auch Innovationen, die nicht unbedingt sein müssen, es ist nicht nötig, immer und überall Vorreiter zu sein. Vielmehr gilt es, sich auf bestimme Themen zu fokussieren. Es ist hilfreich, sich zu spezialisieren. Wir bieten beispielsweise fugenlose Wandverkleidungen in verschiedenen Materialien an. Wir bauen fast nur noch Mineralgussduschen ein, die sich vor Ort zuschneiden und somit auf die Begebenheiten anpassen lassen. Wir verbauen Spanndecken, setzen mit unserer eigenen Elektroabteilung individuelle Lichtkonzepte um. Diese Spezialisierungen sind aber natürlich abhängig von den Kapazitäten. Man braucht dafür entsprechend geschultes Personal. Generell lässt sich festhalten: Man sollte nicht auf jeden Zug aufspringen.
HEWI: Wie wichtig ist es für Sie, den Nachwuchs im Handwerk selbst auszubilden?
Kai Preuß: Sehr wichtig! Wie schon geschildert, bemerken wir den Fachkräftemangel im Handwerk recht deutlich. Umso wichtiger ist es, junge Menschen für den Beruf zu begeistern. Wir bilden jedes Jahr circa 3-4 Mitarbeitende aus. Die Lehre dauert bei uns dreieinhalb Jahre. Im laufenden Betrieb haben wir also immer circa 10-12 Azubis. Wer bereit ist, weiter in dem Beruf zu arbeiten und sich engagiert zeigt, den übernehmen wir anschließend auch sehr gerne in eine Festanstellung. Unser Ziel ist es, junge Mitarbeitende in ihrem Berufsfeld weiterzubringen. Es geht uns darum, sie auch in die Verantwortung zu nehmen, sodass sie später in der Lage sind, Baustellen selbst zu leiten. Zudem bieten wir den Vorteil, dass wir ein recht großer Betrieb mit vielen verschiedenen Sparten sind. Bei Interesse können sich MitarbeiterInnen spezialisieren. Auch wenn der Frauenanteil im Handwerk recht gering ist, freuen wir uns, dass bei uns zwei Gesellinnen und eine Azubine tätig sind.
HEWI: Was denken Sie: Was wünschen sich junge Menschen von ihrem Job und von ihrer beruflichen Zukunft?
Kai Preuß: Es ist heute oftmals nicht mehr so, dass junge Leute eine Ausbildung machen und dann für immer in diesem Beruf bleiben. Früher wurde man vielleicht eher zu einem bestimmten Ausbildungsberuf seitens der Familie gedrängt, heute ist die Jugend viel freier in ihrer Entscheidung. Das bedeutet nicht, dass sie nach dem Gesellenbrief direkt wieder aufhören möchten. Viele Jugendliche haben danach Interesse, sich weiterzubilden. Deshalb ist es wichtig, ihnen die Möglichkeit einzuräumen, Fortbildungen zu besuchen. Ich denke es sind auch viele kleinere Dinge, die einen Job für Jugendliche heute interessant machen. Etwa flexible Arbeitszeiten und eine ausgeglichene Work-Life-Balance. Sie müssen von ihrem Job leben können. An Brückentagen können Mitarbeitende sich beispielsweise immer Urlaub nehmen. Auch sollen sie zwischen den Jahren freinehmen, um Zeit mit ihren Liebsten verbringen zu können. Ausgeglichene Mitarbeitende sind für ein erfolgreiches Unternehmen essenziell. Und das gilt für alle: Ganz egal ob Azubi oder ein/e MitarbeiterIn, die schon 20 Jahre oder länger im Unternehmen ist.
HEWI: Vielen Dank für Ihre Zeit und das Gespräch, Herr Preuß!
Weitere Informationen zu Frondorf Systemtechnik finden Sie unter: https://www.frondorf.de/.
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