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Interview: Gemeinsam für mehr Barrierefreiheit in der Hotellerie
Als Teil der Fachgruppe Barrierefreiheit des Arbeitskreises Hotelimmobilien setzen wir uns zusammen mit Mitarbeitenden von Premier Inn und Beschäftigten von Duravit für mehr Inklusion und Barrierefreiheit in der Hotellerie ein. Ziel ist es dabei, Hotels für alle Menschen zugänglicher zu machen.
Im Rahmen der Kooperation wurde ein ausführliches Interview mit verschiedenen InterviewpartnerInnen geführt, die darüber sprechen, wie für Gäste eine barrierefreie Wohlfühlatmosphäre geschaffen werden kann und das Reisen auch für Menschen mit Beeinträchtigungen so einfach wie möglich wird. Weitere Themen sind die vorausschauende Planung solcher Reisen und die Frage, wie ein zertifizierter Betrieb in der Praxis aussieht. Unsere National Sales Managerin Sophia Hesse führt neben anderen durch das Interview:
Ort
Premier Inn Leipzig City Oper
Organisatoren
Arbeitskreis Hotelimmobilien & Premier Inn Deutschland
InterviewpartnerInnen
- Juliane Krauß, Team Member Hotel Premier Inn Leipzig,
- Christian Kohnert, Hotel Manager Premier Inn Leipzig,
- Haluk Kabil, Senior Design Manager bei Premier Inn,
- Michael Weis, Head of Health Safety & Security (HSS) bei Premier Inn,
- Sophia Hesse, Verkaufsleitung Süd der Firma HEWI Heinrich Wilke GmbH, einem Hersteller für barrierefreie Systemlösungen in der Architektur, sowie Mitglied der Fachgruppe Barrierefreiheit im Arbeitskreis Hotelimmobilien,
- Stephanie Pulwer, Key Account Manager Project Business bei der Firma Duravit AG, einem international führenden Hersteller von Sanitärausstattung, sowie Mitglied der Fachgruppe Barrierefreiheit im Arbeitskreis Hotelimmobilien.
- Carola Husemann, Leitung Projektmanagerin bei der Firma Bette und Leiterin der Fachgruppe Barrierefreiheit im Arbeitskreis Hotelimmobilien
Interview
Carola Husemann: Herzlich willkommen zum Interview „Barrierefreiheit“ im Premier Inn Leipzig City Oper, zu dem der Arbeitskreis Hotelimmobilien gemeinsam mit der Hotelkette Premier Inn einlädt. Der AK Hotelimmobilien ist ein unabhängiger, branchenübergreifender Zusammenschluss von über 400 Hoteliers, Architekten, Investoren und Ausstattern. Ganz herzlich möchte ich zunächst unsere sechs Interview-PartnerInnen begrüßen, die darüber sprechen werden, wie für Gäste eine barrierefreie Wohlfühlatmosphäre geschaffen werden kann und das Reisen auch für Menschen mit Beeinträchtigungen so einfach wie möglich wird. Weitere Themen sind die vorausschauende Planung solcher Reisen und die Frage, wie ein zertifizierter Betrieb in der Praxis aussieht. Ich freue mich auf einen konstruktiven Austausch.
Stephanie Pulwer: Den Begriff „Barrierefreies Reisen“ kann man aus vier Blickwinkeln betrachten, und zwar aus der des Gastes und des Gastgebers sowie aus der Sicht des Arbeitgebers und des Arbeitnehmers. Vor diesem Hintergrund möchten wir heute auf diese unterschiedlichen Perspektiven, die jeweiligen Anforderungen und Herausforderungen eingehen.
Sophia Hesse: Dann starte ich gleich mit meiner ersten Frage an Haluk: Viele Premier Inn-Häuser sind bereits nach den Kriterien „Reisen für Alle“ zertifiziert – worum geht es bei dieser Zertifizierung?
Haluk Kabil: Im Allgemeinen geht es zunächst einmal um Barrierefreiheit, und zwar aus der Perspektive des Gastes. „Reisen für Alle“ ist eine bundesweit gültige Kennzeichnung im Bereich Barrierefreiheit. Erstmals werden für die Gäste notwendige Informationen durch die Hotels erfasst und mit eindeutigen Qualitätskriterien auf der Homepage von „Reisen für Alle“ publiziert, um sie dem Gast zugänglich zu machen.
Sophia Hesse: Premier Inn engagiert sich in besonderem Maße für den Bereich barrierefreies Reisen. Was hat dich dazu bewogen?
Haluk Kabil: Allgemein ist für Premier Inn wichtig, dass Gleichberechtigung gegeben ist, also gleiche Bedingungen für alle zu schaffen. Wir wollen das Angebot vor die Nachfrage stellen und Vorreiter werden für barrierefreies Reisen oder allgemein für Barrierefreiheit. Auch für mich persönlich steht Gleichberechtigung an erster Stelle. Barrierefreiheit zielt nicht nur auf eine körperliche Einschränkung, sondern auf viel mehr. Beispielsweise benötigt ein Gast, der mit dem Koffer anreist, ebenfalls einen Zugang ohne Barrieren.
Eine gute Planung ist das Fundament für den Bau
Sophia Hesse: Kommen wir zur Thematik der Planung – Haluk, du bist bei Premier Inn für das Design und die Architektur verantwortlich – kannst du uns bitte erklären, welche Bedeutung das Thema Barrierefreiheit für dich und deine Arbeit hat?
Haluk Kabil: Das Thema Barrierefreiheit ist von sehr großer Bedeutung, da bereits in der Planung auf alle Kriterien geachtet werden muss. Denn eine gute Planung ist das Fundament für den Bau. Hat man zum Beispiel schon eine Wand gestellt, so wäre der Rückbau eine Herausforderung für sich. In der Planung ist es eventuell aber erstmal nur ein Strich. Daher liegt mein Hauptaugenmerk in der Planung und Planprüfung, darauf zu achten, die Kriterien einzuhalten, dass die richtigen Produkte eingesetzt und natürlich auch in die Ausschreibung eingebracht werden.
Sophia Hesse: Und was musst du bei der Umsetzung von Neubauprojekten besonders beachten?
Haluk Kabil: Man darf wohl sagen, dass Deutschland ein Normenland ist. Tatsächlich gibt es viele verschiedene Normen, die man beachten muss. Mit Blick auf die Hotels fängt es beispielsweise bei der sogenannten Beherbergungsstättenverordnung an, wobei diese eigentlich nur vorgibt, wie viele Betten barrierefrei und/oder rollstuhlgerecht ausgestattet werden müssen. Angelehnt an die DIN 18040, die allgemein das Thema Barrierefreiheit aufnimmt, arbeiten wir dann weiter. Das ist herausfordernd, denn die DIN 18040 hat drei Teile, wobei für uns vor allem zwei Teile wichtig sind. Da ist zum ersten der Teil für öffentliche Gebäude, der allerdings nur bis zur Zimmertür gilt, denn ab dort hat der Gast das Zimmer für sich privat gebucht. Ab der Zimmertür gilt dann der zweite Teil der DIN 18040, der den Wohnungsbau betrifft. Ein Hotel ist aber kein Wohnungsbau und auch kein Pflegeheim, denn anders als dort leben Gäste im Hotel in der Regel nicht dauerhaft. Das bedeutet in der Praxis, dass wir bei den baulichen Vorgaben den Spagat üben müssen. Die Realität verlangt von uns, aus der DIN die wichtigen Aspekte, die für einen Hotelbau notwendig sind, herauszukristallisieren und zu erarbeiten. In puncto Inklusion gehen einige Bundesländer voran: Für die Baugenehmigung muss man dort ein barrierefreies Konzept einreichen, welches dann auch genehmigt wird und entsprechend umgesetzt, geprüft und abgenommen werden muss. Das macht zum Beispiel Nordrhein-Westfalen schon so – ganz klar ein Vorreiter, und ich hoffe, dass die anderen Bundesländer hier nachziehen.
Stephanie Pulwer: Was sind die besonderen Herausforderungen bei der Planung der Renovierungs- bzw. Umbaumaßnahmen von Bestandsimmobilien vor dem Hintergrund der Barrierefreiheit?
Michael Weis: Grundsätzlich war es für uns zuerst wichtig zu verstehen, welche Änderungen und Anpassungen sinnvoll sind, um eine gute Ausgangssituation für zukünftige Mitarbeitende zu schaffen, aber auch gleichzeitig unseren Gästen entgegenzukommen. Die wesentlichen Herausforderungen bestehen insbesondere in den Unterschieden der einzelnen Hotels, die wir betreiben. Hier hatten und haben wir sowohl externe Unterstützung durch unser Architekturbüro, aber auch interne Unterstützung durch unseren Senior Design Manager Haluk und seine langjährige Erfahrung in der Hotellerie.
Stephanie Pulwer: Haluk, in einer perfekten Welt – wie sollte ein barrierefreies Hotel aussehen?
Haluk Kabil: Barrierefreiheit beginnt da, wo Barrierefreiheit nicht sichtbar wird. Und das ist die perfekte Welt!
Lesen Sie das vollständige Interview unter: https://ak-hotelimmobilien.de/fachgruppen/barrierefreiheit/